Konzert der Regensburger Domspatzen

Sonntag, 19. Mai 2019, 17 Uhr, Pfarrkirche St. Vitus Gempfing


Glasklare Stimmen, die berühren

Konzert der Regensburger Domspatzen in Gempfing

 

Wenn ein weltberühmter Chor auf seinen ausgedehnten

Konzertreisen in einer Dorfkirche auftritt, dann muss es schon einen besonderen

Anlass hierfür geben. In Gempfing war ein solcher gegeben, wird doch derzeit im

Pfarrhof eine Ausstellung über den Künstler und Glasmaler Josef Oberberger

(1905-1994) präsentiert, der in seiner Jugend Mitglied der Domspatzen war.

Oberberger war schon als Bub von der Mystik und der Architektur des

Regensburger Domes fasziniert. Das Erleben der gotischen Domarchitektur mit

ihrer besonderen Lichtführung ließ in ihm dann den Wunsch reifen, Glasmaler zu

werden. Als er sich bereits einen großen Namen als Glasmaler erworben hatte

beauftragte ihn die Regensburger Dombauhütte mit der Neufertigung von

Glasfenstern in den Obergaden des Langhauses und im Hauptchor, die er in den

Jahren 1985 bis 1989 als großes Alterswerk fertigte. Damit war also ein

begründeter Anlass für das Konzert der Domspatzen in der Gempfinger Pfarrkirche

am letzten Sonntag gegeben und die Leitung des Chores sagte auch gerne zu.

Unterstützt wurde das Anliegen des Gempfinger Fördervereins von der

Oberberger-Stiftung, die über einen großen Fundus an Werken des Künstlers

verfügt und der Gempfinger Ausstellung eine große Anzahl wertvoller

Glasscheiben zur Verfügung stellte.

 

Dem Ort entsprechend war der Auftritt des Chores von

Domkapellmeister Roland Büchner als Geistliches Konzert konzipiert. Im

vielseitigen und sehr anspruchsvollen Programm fanden sich wunderbare und

äußerst anspruchsvolle Werke des 16. bis des 20. Jahrhunderts, bei denen der

Chor seine große Bandbreite im musikalischen und rezitativen Ausdruck zeigen konnte.

Rasch wurden die Zuhörer in der vollbesetzten Pfarrkirche in den Bann der Musik

und der Stimmen gezogen. Hoch spannend, wie der Chor die Höhen und Tiefen in

den „Pueri Hebraeorum“ von Tomas Luis de Victoria (1548-1611) oder im Choral

„Eli, Eli!“ des zeitgenössischen ungarischen Komponisten György Deák-Bárdos aus

dem Jahr 1928 auslotete und aushielt, bis hin zur quasi abrupten stimmlichen

Vollbremsung in Eli, Eli. Das harmonische und wohltemperierte Ineinander von

Gesang und Rezitativ wurde besonders deutlich hörbar in den Kompositionen „Ein

eues Gebot gebe ich euch“ von Karl Norbert Schmid (1926-1995) und in der

Motette „Ubi caritas et amor“ des französischen Komponisten Maurice Duruflé aus dem Jahr

1960. Bei Orlando di Lassos (1532-1594) „In monte Oliveti'“ brachte der Gesang

der jugendlichen Stimmen den ganzen Kirchenraum fast zum Schwingen – so

beschwingt und leicht kann geistliche Musik erklingen. Vielleicht auch dadurch

ermöglicht, dass Domkapellmeister Roland Büchner die Jugendlichen mit sichtbarer

Freude und Empathie durch das Konzert führte.

 

Im zweiten Teil des Konzerts konnten sich die Zuhörer dann

an einigen kirchenmusikalischen „Schmankerln“ des 19. und 20. Jahrhunderts

erfreuen: Aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy folgten die

Sätze „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“ und das innig und zugleich tröstlich

vorgetragene „Denn er hat seinen Engeln befohlen“. Anton Bruckner war mit

„Locus iste“ und seinem „Ave Maria“ vertreten, der Münchner Komponist und

Dirigent Fritz Schieri (1922-2009) gleich mit drei Werken. Glockenhell die

Sopransoli in der Motette „Lasst uns singen“ und „Horche auf, o Himmel“. Mit

„Dextera Domini“, einer der „Fünf Hymnen“ von Josef Gabriel Rheinberger, endete

das Programm. Die vielen Zuhörer dankten am Ende mit langanhaltendem Beifall.

Sie applaudierten stehend, was die Domspatzen mit einer Zugabe erwiderten. Als

besonders gelungen erwies sich hierbei die Idee des Chorleiters, die 56 Sänger

rund um das Kirchenschiff zu verteilen, so dass die Besucher vom Gesang

eingehüllt waren. Mit einem berührenden „Guten Abend, Gut Nacht“ beschlossen

die Domspatzen das zugleich mitreißende und bewegende Konzert.

Anton Löffelmeier